Leben und Leiden der Regina Fungi

Donnerstag, 6. Februar 2025

Leben und Leiden der Regina Fungi

Freiraum schaffen. So lautete bis zum grossen 75Jahr-Jubiläumsfest 2007 der Slogan der Jubla Schweiz. Lebensfreu(n)de wurde zum neuen Begriff der Stunde.  Kurz danach kam es auch auf der RAST FR zu einer Veränderung. Diese wurde vom Foyer St. Justin ins Pérolle verlegt. Und hier traf ein neu angestellter Rastronaut auf eine Lebensform, die ihn bis heute nicht mehr loslies: Regina Fungi.

Der erste Kontakt

2009: Die ersten Schritte ins Unbekannte

Tief in den Eingeweiden der neuen RAST lag sie, 50m2 schlecht gelüfteter und vor sich hinmodernder Raum einnehmend. Das Pilzparadies auf Erden. Und der Traum eines jeden Kindes der 80er Jahre. Man muss sich vor Augen führen, dass es vor Zeiten der Digitalisierung, wo sich ein quasi unendlicher virtueller Raum aufmacht, der Wunsch nach Ausbreitung in der Gesellschaft stark verankert war. Besonders Jugendliche und Leute, die sich mit ihnen beschäftigten, waren besonders in den Städten geradezu bessesen davon, jeden Quadratmeter ungenutzten Raum zu besetzen. Jugendräume schossen wie Pilze aus dem Boden und wo sie keinen Nährboden fanden, kam es zu Unruhen und Krawallen. Züri brannte, die Jubla flammte mit und Freiraum schaffen wurde zum geflügelten Schlagwort. Bei der Jubla Düdingen erblickte Captain Freeroom das Licht der Welt und im Pérolles an der Rue du Botzet 2 wurde der Caritas durch die Ausbreitung der Imprimerie St. Paul geradezu das Licht vor Augen geraubt. Bei ihrem Abgang als Mieter des alten Gebäudes liessen sie etliche Büros und einen unplafonierten Raum zurück, in welchem im zweiten Weltkrieg Socken gestrickt wurden. Die Jubla Freiburg erhielt die Kündigung im Foyer St. Justin, weil eigenbedarf angemeldet wurde und der Bischofsvikar Kurt Stulz, der mit dem Ausspruch "wo brennt der Schuh" unsterblich wurde, verhalf der heimatlosen Jubla zu neuen Räumen als Nachmieter der Caritas.

Die Besetzung

Hier landete er nun, der Rastronaut in seinem zweiten Amtsjahr. Zwei Büros, ein Archiv und ein Lagerraum wurde ihm vertraglich zugesprochen. Doch das Haus bot viel mehr Platz und die stetig wachsende Spielesammlung der RAST sowie die zahlreichen Aktivitäten wie Leitergaffis, Fondueanlässe, 4D Kino und Brätpéros verlangten danach, diesen einzunehmen. So wurde das brach liegende Land Zentimeter für Zentimert vereinnahmt. Lediglich die Regina Fungi blieb lange unberührt. Bei der Einweihung der neuen RAST gab es darin zwar eine Geisterbahn mit einem Blachenlabyrinth und unheimlicher Musik, ansonsten machte man aber gewöhnlich einen grossen Bogen um den vor sich hin schimmelnden Raum. Bis die Kalei 2015 beschloss, alle sicherheitsbedenken und gestzlichen Vorschriften bezüglich Mietrecht zu Missachten und ein neues Abenteuer in Angriff zu nehmen: Das Room Adventure!

Willkommen im Labyrinth

To boldly go where no fungi has gone before

Konzeptvideo des nie realisierten Adventure Rooms auf der RAST

Sechs Jahre lag er brach und nun sollte endlich neues gewagt werden. Befreit vom pilzigen Gewächs, mit einem ordentlichen Boden und einer Dampfsperre, neu verputzten Wänden und dem Segen der Vermieter. Eine Idee entstand, der Vermieter machte eine mündliche zusage, Werkzeuge wurden beschafft und Ideen geschmiedet, wofür dieser Raum schlussendlich dann genutzt werden könnte. Ein Konzeptvideo für einen Adventure Room wurde gemacht und um noch ein paar Jublanern den Mund wässrig zu machen (und ein paar Dumme zum Abspitzen der vermoderten Wände zu finden), wurde im Raum ein Leiterggaffi veranstaltet. Eine Party, wie man sie so noch nie gesehen hatte auf der RAST. Aus allen Winkeln des Sensebezirks und der Stadt kamen sie hervorgekrochen wie die Motten zum Lichte oder das Kind zur Jungfrau. Und sie brachten mit sich den Lärm und siehe, er wurde erhört. Leider.

Der Niedergang

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Die Regina als Gerümpelkammer zu Beginn der Pandemie 2020

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Die Regina Fungi nach der Aufräumaktion 2021

Womit niemand gerechnet hatte: Oberhalb der Regina Fungi befindet sich die Kapelle der Orthodoxen Kirche und so man deren Pfarrer glauben schenken will, ist es Verboten unter ihrem heiligen Boden einen belebten Raum zu haben. Vielleicht störte auch einfach die laute Musik während ihrer Messe, jedenfalls wurde den grossen Plänen schnell ein Riegel geschoben. Und das, nachdem die Kalei in etlichen Stunden Freiwilligenarbeit den ganzen Verputz von den Wänden geklopft hatte. Man munkelt, das noch heute einige davon unter einer Staublunge leiden. Danach diente die Regina nur noch als Abstellkammer für das Altpapier und mit dem Einzug der Zeltkurse als Aussendepot für das Material, das man nicht bei dem guten Bauern Elmar einlagern konnte oder wollte. Ihren letzten Auftritt erhielt sie in der virtuellen RAST, die man während der Pandemie auf gathertown besuchen konnte. Und nun, 17 Jahre nachdem ein enthusiastischer Rastronaut seinen ersten Fussabdruck im pilzigen Boden der Regina Fungi hinterliess, wurde sie uns weggenommen. Der Vermieter kam, schimpfte und wedelte mit einem neuen Mietvertrag. Vielleicht ist es gesünder so. Vielleicht war sie nie zu grossem Bestimmt. Jetzt kann man sie zumindest noch durch die kleine Scheibe besichtigen, die allen RAST Besuchenden einen unsicheren Schutz vor ihren Sporen verspricht. Aber auch du kannst ein Stück von ihr besitzen, sie bleibt uns als Karte erhalten im Spiel LABTAG. Wenn du Nett danach fragst, kriegst du eine auf der RAST, sogar mit der Unterschrift der Person, welche sie bis heute gehegt und gepflegt hat, auf das ihre Sporen nie versiegen.

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Zeitgenössische Darstellung der Regina Fungi im Spiel LABTAG

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